gelesen #4

06.09.15

Gelesen #4

Die alten Knacker # 1. Die übrig bleiben, Splitter 2015


Der Autor ist Wilfrid Lupano, gezeichnet hat es Paul Cauuet. Der Autor hat schon sieben Comics herausgegeben, zwei davon auf Deutsch. Vom Zeichner sind in Frankreich zwei Comics erschienen. Es scheint die zweite gemeinsame Arbeit der beiden zu sein.

Erzählt wird die Geschichte von drei alten Männern und einer schwangeren jungen Frau, die in schönen Zeitblenden, langsam ihre Vergangenheit erzählen. Jeder wird am Anfang ein wenig portraitiert und es beginnt auf der Beerdigung der Frau von Antoine, einer der drei Männer und Großvater der jungen Frau. Die ersten Seiten kommen ohne viel Text aus, leben von der Atmosphäre und lenken die Aufmerksamkeit auf die Charaktere. Man kommt so schnell hinein in die Geschichte und lernt die Hauptdarsteller kennen. So zieht sich das eigentlich durch den ganzen Band und das macht es spannend, man will mehr erfahren, sind alle interessante Typen. Die Zeitblenden sind mit wenigen Farben versehen. Die Farben drücken über den ganzen Comic sehr gut Stimmungen aus, Tag/Nacht oder am Ende den Sonnenuntergang, das gefällt mir gut.

Antoine arbeitete 40 Jahre, in einer großen Bonbon-Fabrik vor Ort. Seine Frau zehn Jahre, dann wurde sie entlassen. Warum erfährt er beim Notar. Er bekommt einen Brief  seiner Frau und erfährt, dass sie mit dem Chef Armand der Garanservier-Fabrik ein Verhältnis hatte. Er rastet aus, holt seine Flinte und macht sich auf in die Toskana zum Landsitz des Industriellen. Seine Frau Lucette war Marionettenspielerin gewesen und fuhr mit einem roten Bus übers Land und spielte. Sophie, die Enkelin, ist aus Paris zurückgekehrt, ist aus ihrem Job ausgestiegen und will das Marionettentheater weiterführen. Sie ist im siebten Monat schwanger. Über den Vater schweigt sie. Antoine ist Gewerkschafter und einige Rückblenden zeigen Arbeitskämpfe bei der Fabrik. Mimile ist vierzig Jahre zur See gefahren und, wie beim Schwimmen zu sehen, am ganzen Körper mit Maori Tattoos verziert und der Damenwelt sehr zugetan. Pierrot ist ein Anarchist und lebt in Paris, wo er mit seiner Bezugsgruppe von Blinden, Hippster Veranstaltungen aufmischt. Von ihm gibt es auch interessante Rückblenden. Die drei verlebten die Kindheit miteinander und die Fabrik wuchs mit ihnen.

Mimile und Pierrot, finden heraus um was es geht und versuchen Antoine per Telefon umzustimmen, das führt zu nichts. Sie fahren zu Sophie und brechen mit dem Roten Marionettenspieler Bus auf in die Toskana. Sophie beginnt einen Dialog mit den Alt-Achtundsechzigern und wir werden Teil von Gesprächen zwischen den Generationen. Dabei kommt ein sehr gut erzählter belgo/französischer Comic, mit stimmungsvollen Farben und sehr interessanten Figuren heraus. Es ist eine Geschichte des letzten Jahrhunderts, erzählt durch das Leben von verschiedenen Charakteren. Sie interessiert mich und erwarte mit Spannung den zweiten Teil. Schön dass der Splitter Verlag die Bände nun herausbringt.


Auf den Band bin ich durch den Artikel von Andreas Platthaus im Comicblog der FAZ  aufmerksam geworden.

https://blogs.faz.net/comic/2015/08/24/knackig-diese-alten-knacker-757/

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Kommentare: 2
  • #1

    stef (Montag, 07 September 2015 13:16)

    funzt.....

  • #2

    dermarcohalt (Montag, 07 September 2015 14:52)

    Schöne Review, bin ganz bei dir :-) Eigentlich lese ich nicht so viele Semi-Funnies (Ausnahmen sind DER GROßE TOTE oder LYDIE), aber DIE ALTEN KNACKER ist einfach herrlich! Zeichnungen, Farben, Charaktere, Story - alles!

    Hier ist meine ausführliche Meinung:
    https://zwieklugscheisser.wordpress.com/2015/08/11/lupano-cauuet-die-alten-knacker-1-die-uebrig-bleiben-zuletzt-gelesen-053/